Die Ermittlung - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2004 / 2005
Die Ermittlung
von Peter Weiss

Am 27. Januar 2005 jährt sich zum 60. Mal der Tag der Befreiung der Konzentrationslager in Auschwitz durch die Truppen der Roten Armee. In diesem Zusammenhang führt der Literaturkurs des Albrecht-Dürer-Gymnasiums als nächstes Stück das Dokumentartheaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss auf.
 
„Genügend werden unter uns sein / Die das zu verhindern wissen“
 
Auschwitz ist nicht verhindert worden. Von 1940 an bis kurz vor Kriegsende wurden in den Lagern rund um die polnische Stadt Auschwitz unzählige Menschen interniert, gefoltert und getötet.
 
Zwanzig Jahre nach Auschwitz wurden einige der Verantwortlichen in Frankfurt vor Gericht gestellt. Es sollte nicht vergessen und nicht ungestraft bleiben, was in Auschwitz passiert war. Zwei Jahre dauerte der Prozess gegen die 22 Angeklagten, zwei Jahre hörten das Gericht und die Öffentlichkeit von über 350 Zeugen, was in den Lagern Unvorstellbares und Menschenverachtendes vorgegangen ist. Im Sommer 1965 wurden die Urteile gesprochen.
 
Der nach Schweden emigrierte Autor Peter Weiss, dessen Name selbst auf den Deportationslisten nach Auschwitz gestanden hatte und der sich durch Flucht der Deportation hat entziehen können, verfolgte den Prozess als Beobachter. Aus seinen Mitschriften, den ausführlichen Berichten und den im Prozess selbst angefertigten Protokollen montierte er einen Text, der im Herbst 1965 gleichzeitig an sechzehn Theatern zur Uraufführung kam: „Die Ermittlung“.
 
 
„Die Ermittlung“ berichtet von den Menschen, die in Auschwitz gelebt und gelitten haben, von den Menschen, die in Auschwitz gearbeitet und gefoltert haben, von den Menschen, die gegen das Vergessen aufstanden. „Die Ermittlung“ deckt erneut auf, arbeitet gegen das Vergessen der Verbrechen gegen die Menschheit. Der kunstvoll montierte Text, ein „Oratorium in 11 Gesängen“, weiß auch heute, 60 Jahre nach der Befreiung und 40 Jahre nach der Uraufführung, noch zu bewegen. Aus dem authentischen Material wird ein eindrucksvoller Abend gegen das Vergessen.
 
 „Die Ermittlung“ wird vom Literaturkurs 12/13 in Szene gesetzt.

Die Richter
Lars B.
Martin G.
Malte S.
Die Ankläger
Dorothea C.
Sina K.
Lena S.
Julia W.
Die Angeklagten
Lukas F.
Nicole v. S.
Boris W.
Johannes W.
Der Verteidiger
Dominik O.
Die Zeugen
Michael B.
Johanna B.
Anna B.
Niko H.
Joanna K.
Catrin N.
Annika R.
Valentina S.
Julia S.
Stefan S.
Maximilian S.
 Backstage
Technik
Filip K.
Matthias M. a.G.
Soufflage
Patricia S.
Aufführungsrechte bei
Suhrkamp Verlag, Frankfurt
Eine Produktion des
Literaturkurs 12/13
Kursleitung
Thomas Mehl

Peter Weiss wird in Nowawes bei Berlin geboren. 08.11.1916
Emigration nach England. 1934
Emigration nach Schweden. 1939
1940 Himmler befiehlt die Errichtung eines Konzentrationslagers in Auschwitz, Polen.
14.06.1940 Erster Transport mit polnischen politischen Häftlingen.
Oktober 1941 Beginn des Lagers Auschwitz-Birkenau.
Weiss wird schwedischer Staatsbürger. 1944
August bis Dezember 1944 Viermalige Luftangriffe der Aliierten.
Januar 1945 Liquidierung des Lagers, Sprengung der Gaskammern und Krematorien in Birkenau, Anzünden der Baracken, in denen das Hab und Gut der Ermordeten gelagert wurde.
19.01.1945 Die letzte Häftlingsgruppe wurde zu Fuß aus dem Lager gebracht, Kranke und Kinder werden zurückgelassen.
27.01.1945 Die Rote Armee rückte in Auschwitz ein.
20.12.1963 Eröffnung des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses:
22 Anklagen wegen Mordes bzw. Beihilfe zum Mord
359 Zeugen aus 19 Ländern
Weiss besucht Auschwitz. 1964
Weiss wohnt dem Prozess als Besucher bei und protokolliert.1964-65
20.08.1965 Beendigung des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses
19.10.1965 Uraufführung Die Ermittlung. Oratorium in elf Gesängen an sechszehn Bühnen gleichzeitig: Berlin Ost, Berlin West, Cottbus, Dresden, Essen, Gera, Köln, Halle, London, Meiningen, München, Neustrelitz, Potsdam, Rostock, Stuttgart, Weimar
Weiss stirbt in Stockholm. 10.05.1982
Verleihung des Büchner-Preises posthum. 1982
27.01.2005 Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestag in Auschwitz.

Oratorium in 11 Gesängen

Gesang von der Rampe
 
Oratorium (von italienisch oratorio = Betsaal, nach dem Ort der ersten Auffüh­rungen), aus teils episch-lyrischen, teils dramatischen Elementen zusammenge­-

Gesang vom Lager
 
setztes Tonstück für Solostimmen (Arien, Rezitative), Chöre mit Orgel- oder Orchesterbegleitung, ursprünglich auf Grundlage eines zusammenhängenden

Gesang von der Schaukel
 
geistlichen, später auch weltlichen Textes, musikalisch der Oper ähnlich, doch meist ohne sichtbare Szene; entstanden Ende des 16. Jahrhunderts in Italien als

Gesang von der Möglichkeit des Überlebens
 
Musikbegleitung zu den andachten und Vorträgen über biblische Geschichte der von F. Neri in Rom 1564 gegründeten Priesterkongregation der Oratorianer, an­-

Gesang vom Ende der Lili Tofler
 
fangs Lob- und Bittgesänge hymnischer Art (laudi spirituali) von Animuccia and Palestrina, auch Cavalieres Mysterium Rappresetazione di anima e di

Gesang vom Unterscharführer Stark
 
corpo
1600, das sich wie auch Händels Oratorium der Oper nähert. Allegori­sche Ora­torien als Darstellung von Begriffen oder biblischen Geschichten

Gesang von der Schwarzen Wand
 
(Kapsberger, Landi) setzen szenische Darstellungen voraus, die meisten je­doch verzichten auf die Schaubühne, so Anerios Teatro armonico spirituale

Gesang vom Phenol
 
1619, weltlich Monte­verdis Combattimeto di Tancredi e di Clorinda 1624, wo das Wort des Erzählers die Schau ersetzt, ähnlich Bachs Passionen. Blütezeit

Gesang vom Bunkerblock
 
des Oratoriums ist das 18. Jahrhundert mit Händels Messias 1741, Haydns Schöpfung 1798 und Jahreszei­ten 1800; im 19. Jahrhundert  (Spohr, Men­

Gesang vom Zyklon B
 
delssohn-Bartholdy, Schumann, Liszt
) lässt das Schaffen nach und ver­stummt im 20. Jahrhundert (Honegger, Strawinsky, Hindemith) fast ganz.

 Gesang von den Feueröfen
 
 (Gero von Wilpert, Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart: Kröner 1989)
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