Ab heute heißt Du Sara - AD Theater-AG

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Vergangene Spielzeiten > Spielzeit 2014 / 2015
AD 100: Theater 1935-1955


Ab heute heißt Du Sara

Inge versteht die Welt nicht mehr. Ihr Vater darf nicht mehr an seinem alten Gymnasium unterrichten, die Familie Deutschkron muss umziehen in ein neues Viertel, wo sie niemand kennt. Zu allem Überdruß sollen sie auch noch jüdisch sein, wie ihr die Mutter erklärt, als die ersten Steine durchs Fenster fliegen. Obwohl ihr Vater nach England emigrieren kann, bleiben Inge und ihre Mutter zurück in Berlin und müssen ihr Leben fortan immer wieder neu organsieren.
 
Die Autobiographie „Ich trug den gelben Stern“ der Inge Deutschkron ist Grundlage dieses Stücks des Grips-Theaters Berlin aus der Feder des Grips-Gründers Volker Ludwig und seines Co-Autors Detlef Michel. Sie haben die Geschichte der jungen Berlinerin Inge, die 1922 geboren wurde und mittlerweile wieder in Berlin lebt, 1989 uraufgeführt. In 33 Bildern lassen sie die Entwicklung von 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Revue passieren. Inges Kindheit und Jugend ist geprägt vom Aufstieg der Nazis, die ihr den Namen „Sara“ in den Pass stempeln, von den Wirren des zweiten Weltkrieges in der Hauptstadt des Deutschen Reiches und vom Zusammenbruch beim Kriegsende 1945. Trotz aller widrigen Umstände schaffen es Inge und ihre Mutter, alle Anfeindungen der neuen, rechten Machthaber zu widerstehen, dem Krieg die Stirn zu bieten und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wie und zu welchem Preis, erzählt unsere diesjährige Sommerpoduktion.
 
Die knapp 30 Schüler der AG 9-Q2 führen nach Kein Krieg in Troja und den Troerinnen erneut ein Stück auf, in dem der Krieg eine wesentliche Rolle spielt. Aber im Gegensatz zu den zwei eher pessimistischen Produktionen des vergangenen Jahres zeigen die Geschehnisse rund um Inge Deutschkron, dass es noch Hoffnung gibt, auch in den auswegslosesten Situationen. Um es gleich vorwegzunehmen: Anders als die in etwa gleichalte Anne Frank überlebt Inge Deutschkron den Holocaust.
Eine Jüdin auf dem Amt – ein Junger Mann in der S-Bahn – Frau Gumz, hilfsbereite   Wäscherin – eine Frau auf der Flucht
 
Sara A. d. S.
Grete Sommer, Besitzerin eines Buchladens – eine Frau in der S-Bahn
Judith B.
 
Lotte, Hausmädchen bei Deutschkrons –eine Frau in der S-Bahn – Frau Garn
 
Lisa Marie B.
 
Frau   SchröderFrau Herzog, eine alte Dame – Fräulein   Münster, eine Sekretärin
 
Shefali B.
Ein Hitlerjunge –ein SS-Soldat
Moritz D.
Ein Hitlerjunge Kurt, ehemaliger Kz-Häftling – ein Mann ein SS-Soldat
Dennis F.
Ein Beamter auf der Passstelle – Papa Otto Weidt,   Besitzer einer Blindenwerkstatt bzw Besenfabrick
Frederik G.
Erika, eine arische Hilfskraft bei Weidt – Käte Schwarz –eine Beamtin auf dem Flüchtlingsamt
Asena G.
Ein Gestapo-Mann – Eschhaus,   Amtsleiter – Hans Freudenthal, Inges Freund
Henrik H.
Bärbels Mutter – ein BlinderFrau Müller, eine Ufa- Schauspielerin
Caroline H.
Dr. HoffmannFrau Hohenstein, eine alte Nachbarin – Karl Gumz, genant Kalle – eine erwachsene Tochter
Lara I.
Ein FotografRusski, Gehilfe eines Möbelhänd-lers – Frau WegnerHerr Linke
Nikola K.
Lisa HolländerWaltraud, eine arische Hilfskraft bei Weidt
Karolin K.
Lily Blumenthal –eine Jüdin auf dem Amt – Herr Gumz –eine Frau auf der Flucht
Lisa K.
Vater DeutschkronWalter Rieck
Alexander K.
Herr Ostrowski –ein Jude auf dem Amt – ein blinder ArbeiterHerr Bilstein
Felix K.
Ella Deutschkron, Inges Mutter
Amelie L.
Klara, ein jüdisches Mädchen – eine Nachbarin bei Gumz – Frau Lehmann
Miedya M.
Prüfer, Kriminalobersekretär – eine Arbeiterin in der S-Bahn
Nele M.
Walter RieckMeier,   ein Händler – Basch, Buch-halter bei Weidt – Herr Kremp, ein   Kunde im Buchladen
Patrick O.
Max Blumenthal –ein Jude auf dem Amt – Hefter, Mitglied der jüdischen Gemeinde – ein Mann mit Holzbein
Jonas Q.
Bärbel, ein Kind – ein Polizist – eine Frau
Sarah S
Inge Deutschkron
Anna v. S.
Frau WeberAli , Geliebte von Papa Weidt – eine Frau
Johanna T.
Hans Weber – ein Gestapo-Mann – ein Mann in der S-Bahn – Herr Garn
Alexander W.



Backstage
Bühne, Technik
Aman B., Henry J.
Musik
Jakob G., Judith G.
Kostüme, Auswahl
Kira F., Laura M., Sara P., Annika R.
Eine Produktion der
Theater-AG 9-Q2
LeitungAndrea Köhler, Thomas Mehl
Aufführungsrechte
Felix Bloch Erben, Berlin
 
Inge Deutschkron
 
Inge Deutschkron wird am 23. August 1922 in Finsterwalde im südlichen Brandenburg geboren. Ab 1927 lebt sie in Berlin, ihr Vater Martin Deutschkron ist dort Lehrer an einem Gymnasium. Der überzeugte Sozialdemokrat ist politisch tätig, warnt vor dem Erstarken der Nationalsozialisten. Die Wohnung der Deutschkrons im Prenzlauer Berg wird mehrfach angegriffen.
 
    1933 versucht Inges Mutter Ella ihr zu vermitteln, dass Inge Jüdin ist. Inge versteht zu-nächst nicht, wie dies ihr Leben und das Leben ihrer Familie verändern soll. Die politische Situation in Berlin hat sich geändert, der Vater muss die Schule wechseln, später wird er aus dem Schuldienst entlassen. Martin Deutschkron kann nach England emigrieren, muss die Familie aber in Berlin zurücklassen, weil das Geld für die hohen Visumgebühren nicht aus-reicht.
 
    Inge und ihre Mutter Ella gelingt nach Beginn des Krieges im September 1939 die Ausreise nicht mehr. Ihre alte Wohnung können sie sich nicht mehr leisten. Sie bleiben jedoch in Berlin, Inge findet eine Anstellung in der Blindenwerkstatt des Otto Weidt in den Hackeschen Höfen im Bezirk Mitte. Dort lernt sie u.a. Alice Licht kennen, mit der Weidt liiert ist. Von wechselnden Freunden immer wieder an anderen Orten in Berlin versteckt, überleben die beiden Frauen den zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg können sie dem Vater ins Vereinigte Königreich nachreisen. Inge studiert Fremdsprachen. 1955 kehrt sie als Journalistin nach Deutschland zurück. Sie arbeitet für eine israelische Zeitung in deren Bonner Redaktion. Unter anderem berichtet sie über den Frankfurter Auschwitz-Prozess. Die Milde der dort verhängten Strafen erschreckt sie, auch das Verhalten der Studenten in den Studentenunruhen ab 1968 verärgert sie. Ende der 1960er Jahre erhält sie die israelische Staatsbürgerschaft. 1972 verlässt sie Deutschland erneut und zieht nach Tel Aviv, wo sie weiter als Journalistin arbeitet.
 
    Ihre Biographie Ich trug den gelben Stern (1978) macht sie berühmt. Sie erzählt, wie Inge ihre Kindheit und Jugend unter dem Einfluss des Nationalsozialismus und unter der Be-drohung des Holocausts verbracht hat. Das Berliner Kinder- und Jugendtheater GRIPS unter der Leitung von Volker Ludwig bittet sie Ende der 1980er Jahre, ihre Erinnerungen für ein Theaterstück verwenden zu dürfen. Inge Deutschkron kommt für diese Zusammenarbeit nach Berlin, sie arbeitet mit den Autoren Volker Ludwig und Detlef Michel sowie den Schau-spielerinnen und Scheuspielern des GRIPS intensiv zusammen. Die Uraufführung findet am 9. Februar 1989 statt. Es wird seitdem kontinuierlich am GRIPS-Theater gespielt und ist an weiteren Theater nachgespielt worden.
 
    Im Zusammenhang mit den Aufführungen stellt sich Inge Deutschkron wiederholt vielen Schulklassen als Zeitzeugin und Gesprächspartnerin zur Verfügung. Dies tut sie bis heute immer noch. 2001 zieht sie wieder nach Berlin und gibt ihre Wohnung in Tel Aviv auf.
 
    Inge Deutschkron veröffentlicht Bücher über das Überleben Berliner Juden im Untergrund. Auf ihre Initiative wird der Verein Blindes Vertrauen gegründet, später auch die Inge-Deutschkron-Stiftung. Sie engagiert sich für den Erhalt der Blindenwerkstatt Otto Weidts und hat in entsprechenden Dokumentationen mitgewirkt. 2013 hält sie im Bundestag anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus die Rede, die viele Aspekte ihrer Biographie aufgreift.         



(Bild: GDW, Berlin)


Premiere


Zweite Vorstellung


Dritte Vorstellung
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